Menschen, die ich Jahre lang begleitet habe, schreiben folgendes:

M.B.

Immer wieder schiebe ich mein Schulterblatt zurück. Immer wieder, obschon es schmerzt. Ich suche den Schmerzpunkt unter meinem Schulterblatt, gerade so, als zöge es mich zu ihm hin. Nichts hat geholfen bisher – keine Massagen, keine muskelentspannenden Medikamente. Mal war es besser, mal schlechter. Und immer dann, wenn ich glaubte, jetzt, ja, jetzt wird es besser, machte die Muskulatur wieder zu. Mit jedem Mal wurde die Verzweiflung grösser und die Wut auf die Ärzte, deren Pillen immer nur kurz halfen, wuchs.

Es ist vielleicht noch nicht meine letzte Chance, aber die Einzige, die mir noch vielversprechend in den Sinn kommt. Schon früher hatte sie mir helfen können – auch bei seelischen Belastungen. Doch ihre Methoden, welche in ihrer Vielfalt unglaublich sind, haben eines gemeinsam: Am Ende stehe ich immer an einen Punkt, welcher mein Verstand nie in Betracht gezogen hat. Diese Erfahrung, obgleich ungemein heilsam, gibt mir Anlass zu zögern, denn: Wo wird es diesen Mal enden?, und, will ich dort wirklich sein?

Ich nehme diese Art von „Restrisiko“ in kauf.

Ein bisschen fühle ich mich nun als Held, als ich vor der Türe des Therapiezimmers sitze und versuche, meiner Ungewissheit mit möglichst viel Coolness zu begegnen.

 

„Hallo“, sagt sie, als die Türe aufgeht. Ihr warmes, einladendes und dennoch leicht distanziertes Lächeln zerstreuen meine Sorgen für den Moment. Ich betrete das Zimmer, schaue mich um und entscheide mich dazu in der Mitte des Raumes auf den Boden zu sitzen. Irgendwie  fühlt es sich auf dem Boden ehrlicher an.

Nun, sagt ein wortloser Blick, als sie sich gegenübersetzt. Es fängt an aus mir herauszusprudeln und ca. 15 Minuten später bin ich mit all meinen Theorien, Konzepten und Gedanken zu Ende. Ein bisschen komme ich mir töricht vor, weiss ich doch, dass genau das mich bisher nur von Sackgasse zu Sackgasse führte. Ich hätte auch einfach sagen können: Ich habe keine Ahnung was mit mir los ist, hilf mir bitte.

Doch sie scheint genau diesen Satz herausgefiltert zu haben und sagt: „ Ich hätte da eine Idee.“ Grosse Zustimmung meinerseits, denn genau wegen dieser Idee bin ich hier.

 

Sie legt ihre Hand auf meinen Schmerzpunkt am Rücken – warten – nichts passiert.  „Kommt dir eine Bewegung?“, fragt sie leise, und einem Impuls folgend bewegt sich mein linker Ellenbogen nach hinten, als wollte ich jemanden weg stossen. Sie nimmt die Bewegung auf, gibt dem Ellenbogen etwas Widerstand und schiebt ihn zurück. Ich drücke dagegen und versuche sie wegzuschieben. Meinem Schmerzpunkt gefällt das.

„Kannst du deine Stimme dazu nehmen?“, fragt sie weiter. Erst habe ich einen Kloss im Hals doch dann gesellt sich zur Bewegung ein „weg“. Wort und Bewegung fliessen ineinander. Alles scheint klar und nun harmonisch, da kommt die nächste Frage: „ Was will deine rechte Hand?“ etwas irritiert, doch wissend, dass diese Frage wohl erfühlt ist, gebe ich einem weiteren Bewegungsimpuls nach. Meine rechte Hand streckt sich nach vorn, so, als wolle sie etwas in Empfang nehme oder etwas greifen. „Nimm deine Stimme dazu,“ fordert sie mich erneut auf. „Komm,“ sage ich. Ein Wechselspiel entsteht. Komm – weg – komm – weg – komm – weg, mal laut mal leise .... bis es endet.

Sie nimmt die Hand von meinem Schmerzpunkt am Rücken und zieht sich etwas zurück um mich bei mir sitzen zu lassen. Nach einiger Zeit öffne ich meine Augen und lächle. Sie lächelt zurück und nickt mir zu, wissend, dass ich meinen Konflikt nun im Bewusstsein habe – Heilung.

 

Danke


K.B.

Tod - ein Thema, dass unangenehme Gefühle weckt. Die ich nicht zulassen
möchte. Der Schmerz, der Druck, das Gefühl mit den Füssen im Sand zu stecken.
Man weiß nie, wann die Welle kommt … und sie kommt!
… alleine komme ich nicht weiter. Hilfe habe ich durch Beate bekommen. Ihre
warme, herzliche, zurückhaltende aber doch präsente Art führt mich in meinem
Prozess …
… manchmal fordert sie mich auf, zwei Stühle auszusuchen. Als nächstes soll ich
diese nebeneinander stellen. Dann bittet sie mich auf einen Stuhl Platz zu nehmen.
In welchem Abstand werden die Stühle stehen? Wo werde ich mich hinsetzen - auf
den Stuhl, neben den Stuhl, aufrecht, zusammengekauert, mit überkreuzten Beinen
… nun fragt mich eine ruhige Stimme: „Beschreibe was Du fühlst.“ …
… dann lenkt sie meine Aufmerksamkeit auf meine Sitz- und Körperhaltung.
„Beschreibe, was du wahr nimmst“. Dabei achtet sie auf Veränderungen im
Gesichtsausdruck, auf das was ich sage oder welche Laute über meine Lippen
kommen. Immer wieder spiegelt sie mir ihre Wahrnehmung. Im Laufe der Sitzung
erlebe ich unterschiedliche Positionen. Am Ende der Stunde nehme ich eine
differenzierte Wahrnehmung mit: die eigene Haltung verändern, oder aufzustehen
und weiterzugehen. Aber vor allem eins habe ich mal wieder gespürt … es braucht
alles seine Zeit.